In einer Balint-Gruppe sitzen in der Regel 8-12 Ärztinnen und Ärzte* unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, um unter der Moderation eines erfahrenen Psychotherapeuten eigene Patienten zu besprechen, die sie in irgendeiner Weise emotional bewegen. Dabei wird nach einer ganz bestimmten, von dem ungarischen Psychiater und Analytiker Michael Balint in den fünfziger Jahren in London erarbeiteten Methode vorgegangen:
Ein ärztlicher Kollege stellt in einem freien Bericht einen Fall aus seiner persönlichen Praxis vor, der ihn in besonderer Weise beschäftigt. Die Gruppe untersucht dann im freien kollegialen Gespräch, angeregt durch die bei der Fallschilderung erlebten Gefühle und Assoziationen die vorliegende Arzt-Patienten-Beziehung. Dabei darf sich der Vortragende „zurücklehnen“ und die Kollegen für sich arbeiten lassen. Beim Zuhören erschließen sich dadurch für ihn neue Perspektiven und die Möglichkeit zur Reflektion vorher nicht wahrgenommener Facetten in der Beziehung zu seinem Patienten. In gewisser Weise übernimmt die referierende Person, die ihren Patienten vorstellt, die Rolle ihres Patienten, während die Gruppe in ihrer bunten Zusammensetzung die unterschiedlichen Facetten der ärztlichen Reaktion widerspiegelt, wodurch sich ein komplexes Bild der vorliegenden Arzt-Patienten-Beziehung ergibt.
Ziel ist die Erhellung möglicherweise unbewusster Störungen in der Arzt-Patient-Beziehung, die Verbesserung des Verständnisses für die Problematik des Patienten, aber auch eine Spiegelung der Dynamik in der Arzt-Patienten-Beziehung und damit eine Selbsterfahrungs-Möglichkeit für die Fall-vortragende Person. Dadurch können Spannungen abgebaut und die therapeutische Beziehung im Regelfall verbessert werden, sodass Arzt und Patient gleichermaßen profitieren.
Der Besuch von anerkannten Balintgruppen ist in der Facharztweiterbildung als Baustein verankert und für die Abrechnung der Leistungen der Psychosomatischen Grundversorgung als Kassenleistung obligat.
Nicht zuletzt ist es aber auch eine Methode, die – neben ihrem unbestreitbaren Nutzen für die Behandlung – durch die kollegial erlebte Unterstützung in angenehmer Atmosphäre zur persönlichen Psychohygiene beiträgt, indem sie für eigene Entspannung sorgt und viel Freude macht!
*es wird für bessere Lesbarkeit im Text eine geschlechtsneutrale Form (Kollege, Mensch, Person) verwandt, es sind selbstverständlich Menschen jeder geschlechtlichen Identität angesprochen (m/w/d).
Regelmäßige Balintgruppen, anerkannt von der
Bayerischen Landesärztekammer und
Deutschen Balintgesellschaft
zur ärztlichen Fort-u. Weiterbildung
finden fortlaufend statt in der
Psychotherapeutischen Praxis
Dr. med. Friederike Tamm-Schaller
Helmut-Lederer-Str. 42, 91056 Erlangen